Extremwetterereignisse wie Fluten können ein traumatisches Erlebnis sein. Sie zerstören den Lebensraum und führen zu einer Situation akuter Bedrohung und Belastung. Infolgedessen steigen die Prävalenzen von affektiven Störungen und Angsterkrankungen, insbesondere Depression und posttraumatische Belastungsstörung.12 Auch zwei Jahre nach der Flut im Ahrtal war der Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung weiterhin erhöht, besonders bei Kindern und Jugendlichen.13 Neben einem jungen Alter scheint auch die sozioökonomische Vulnerabilität bei der Schwere der psychischen Belastung durch Naturkatastrophen eine Rolle zu spielen und das Risiko für einen Anstieg der Prävalenzen zu erhöhen.14 Ähnliche Krankheitsbilder wie nach einer Flut werden auch bei Stürmen und Bränden beobachtet.15
Extremwetterlagen in Form von Hitze führen nicht nur zu körperlichem Unwohlbefinden, sie verschlechtern auch unsere Stimmung. Dies kann zu aggressiverem Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen, zu depressiven Stimmungslagen und laut Studien sogar zu einem Anstieg von Suiziden führen.16,17 Hohe Temperaturen erhöhen die Krankheitslast von affektiven Störungen, organischen psychischen Störungen, Schizophrenie, neurotischen und Angsterkrankungen. Ein weiteres Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko stellt die Einnahme von Alkohol, bestimmten Medikationen und Rauschmitteln dar.18 Insbesondere bei bereits bestehender psychischer Erkrankung besteht das Risiko, dass sich der Zustand bei Hitze verschlechtert.
Die sich verändernde Umwelt kann zu chronischen Angstzuständen und Stress führen und dadurch ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen, welches als „Climate Anxiety“ oder „Eco Anxiety“ bezeichnet wird. Auch hier scheinen besonders die Jüngsten betroffen zu sein.19
Die direkten und indirekten Folgen des Klimawandels können auf vielfältige Weise zu einem Anstieg der psychischen Belastung führen und infolgedessen zu einer steigenden Inzidenz psychischer Erkrankungen. Je nach klimatischer Veränderung können dabei unterschiedliche vulnerable Gruppen entstehen bzw. betroffen sein. Ein besseres Verständnis für die psychischen Belastungsfaktoren des Klimawandels kann helfen, die vulnerablen Gruppen frühzeitig zu identifizieren und zu schützen. Positiv zu vermerken ist zum Beispiel, dass die Weiterentwicklung der Notfallplanung des Bundes auch Erkrankungen der Psyche stärker berücksichtigen wird.20
Risikofaktoren von Krebs: Nikotin, Alkohol, Übergewicht, … Klimawandel?
Durch den Klimawandel wird es voraussichtlich zu einem Anstieg der Sonnenstunden und einer damit verbundenen Erhöhung der UV‑Strahlungsbelastung kommen. Diese ist ein Risikofaktor für Hautkrebs, wobei der häufig weniger gefährliche weiße Hautkrebs stärker durch UV‑Strahlung beeinflusst wird als das Auftreten von Melanomen.21 Laut Daten des RKI für die Krebsinzidenz in Deutschland in 2019 machen Melanome über 9 % der Krebserkrankungen in der Altersgruppe 20 bis 49 aus und etwa 5 % in der Altersgruppe 50 bis 64.22 Aus Modellrechnungen ergab sich ein möglicher Anstieg der Melanome um 3 % bis 6 % und des weißen Hautkrebs um 9 % oder mehr in Deutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.23
Die tatsächliche Risikoerhöhung hängt vom Verhalten und der individuellen Risikoexposition der Menschen ab: Durch Sonnencreme, geeignete Kleidung, den Aufenthalt im Schatten und die regelmäßige Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen kann das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich reduziert werden. Berufsgruppen mit einem besonders hohen Anteil an Arbeit im Freien können die direkte Sonneneinstrahlung nicht immer vermeiden. Umso wichtiger ist es, in diesen Fällen das Risikobewusstsein zu erhöhen und auf geeignete Schutzmaßnahmen zu achten.
Unfallursache: Klimawandel
Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Flut und Hitzewellen in Deutschland, welche wiederum verschiedene Unfallrisiken mit sich bringen.