Als internationaler Rückversicherer beobachten wir in vielen Märkten, dass sich häufig nur eines der beiden Produkte erfolgreich etabliert. Im asiatischen Raum spielt die Invaliditätsversicherung im Vergleich zur CI‑Versicherung mit Blick auf das Prämienvolumen eine untergeordnete Rolle. Im westlichen Teil Europas ist hingegen ein umgekehrtes Bild des Prämienvolumens zu verzeichnen. Invaliditätsversicherungen werden dort umfangreich verkauft, während CI‑Versicherungen einem Großteil der Bevölkerung nicht bekannt sind. Im Gegensatz hierzu scheinen beide Produkte in den angelsächsischen Ländern relativ bekannt zu sein, wobei es auch dort meist erhebliche Unterschiede in den jeweiligen Prämienvolumina gibt.
Aktuell scheint demnach eine Konkurrenzsituation zwischen beiden Versicherungsprodukten zu bestehen. Dies mag insbesondere daran liegen, dass beide Produkte dazu dienen, eine durch Krankheit oder Unfall entstehende finanzielle Lücke zu schließen. Beide Instrumente können beispielsweise von den Versicherten dafür verwendet werden, einen Kredit weiterhin zu bedienen, obwohl die Versicherten krankheitsbedingt kein Einkommen mehr generieren. Somit kann nach Abschluss einer CI- oder Invaliditätsversicherung aufseiten der Versicherten die Bereitschaft sinken, zusätzlich das entsprechende andere Versicherungsprodukt abzuschließen, da aus deren Sicht eine weitere, scheinbar ähnliche Versicherung nicht erforderlich ist.
Besserer Schutz durch Kombination beider Produkte
Noch unausgeschöpft scheint bislang das Potenzial, das eine Kombination beider Versicherungsprodukte für Versicherte bietet. Beide Produkte können derart konzipiert werden, dass sie sich sinnvoll ergänzen und gerade auch im Zusammenspiel eine hervorragende Absicherung für Versicherte darstellen: Die Invaliditätsversicherung sichert den Wegfall des Einkommens durch Krankheit oder Unfall in der Regel anteilig ab, während die CI‑Versicherung den Finanzbedarf nach Krankheit oder Unfall abdeckt.
Haben Versicherte eine Invaliditätsversicherung abgeschlossen, so bietet ihnen eine zusätzliche CI‑Versicherung die Möglichkeit, besondere Kosten zu decken. Durch die im Versicherungsfall erfolgende Einmalzahlung könnten die Versicherten beispielsweise eine besonders kostenintensive, von ihnen selbst zu zahlende Behandlung durchführen lassen oder einen Umbau des Eigenheims finanzieren, wenn durch Krankheit oder Unfall die Mobilität langfristig eingeschränkt wird.
Umgekehrt kann es sinnvoll sein, eine bestehende CI‑Versicherung durch eine Invaliditätsversicherung zu ergänzen. So kann die Einmalzahlung zur Deckung besonderer Kosten verwendet, und die finanziellen Langzeitfolgen einer Erkrankung können dank der abgeschlossenen Invaliditätsversicherung mit einer Rentenleistung abgefedert werden.
Die unterschiedlichen Absicherungszwecke werden auch durch einen Blick auf die Leistungsauslöser der Produkte deutlich. So sind beispielsweise Muskel-Skelett- sowie psychische Erkrankungen nur äußerst selten Teil einer CI‑Deckung, obwohl diese erwiesenermaßen bei Betroffenen zu finanziellen Notlagen führen können. Bei Invaliditätsversicherungen machen diese Erkrankungen jedoch mittlerweile den Großteil der Schäden aus, wie am Beispiel der deutschen Berufsunfähigkeitsversicherung aus der unten stehenden Abbildung ersichtlich wird. Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall, die zusammen typischerweise 80 %‑90 % der Schadenfälle in CI‑Versicherungen ausmachen, finden sich unter den Invaliditätsursachen erst an 3. Stelle (Tumore) und an 5. Stelle (Herz- und Gefäßerkrankungen).
Ursachen für eine Berufsunfähigkeit