Die Gefahren, die mit der Ausübung von Kampfsportarten einhergehen können, sind in der Risikoprüfung stets mit hoher Aufmerksamkeit einzuschätzen. Die Ausübung eines solchen Sports an sich sagt noch nicht alles über das Risikopotenzial aus, wie wir nachfolgend aufzeigen.
Die Kampfsportart Mixed Martial Arts (MMA) ist sehr umstritten. Häufig gerät MMA in die öffentliche Kritik, da Kämpfer am Boden liegend noch von ihren Gegnern mit Fäusten oder Tritten attackiert werden. Nicht selten enden die Wettkämpfe blutig.
MMA ist eine Vollkontaktsportart, die zahlreiche Kampfkünste miteinander verbindet. Verwendet werden dürfen Schlag- und Tritttechniken aus dem Boxen, Kickboxen, Taekwondo und Karate sowie Bodenkampf- und Ringtechniken aus dem Brazilian Jiu-Jitsu, Ringen und Judo. Im Unterschied zu anderen Vollkontaktsportarten darf auch im Bodenkampf geschlagen und teilweise auch getreten werden.
Untersagt sind indes 32 bestimmte Schläge, Griffe und Verhaltensweisen. Dazu gehört, den Gegner auf Kopf oder Nacken zu werfen oder Griffe in Nase, Mund und Augen. Stampftritte auf einen am Boden liegenden Kämpfer und unsportliches Verhalten wie Beißen sind ebenfalls verboten.
Umfangreiche Wettkampfregeln
Gekämpft wird in einem Oktagon, einem achteckigen Käfig, der zur Sicherheit der Sportler mit einem 1,80 Meter hohen Netz umspannt ist. Die Kämpfer müssen Mund- und Tiefschutz sowie an den Fingern geöffnete Handschuhe tragen, die bestimmte Grifftechniken ermöglichen. Gekämpft wird in verschiedenen Gewichtsklassen, vom Federgewicht (bis 66 kg) bis hin zum Schwergewicht (bis 120 kg). Sie treten barfuß gegeneinander an.
Je nach Erfahrung der Sportler wird ein Kampf auf zwei, drei oder fünf Runden angesetzt, die jeweils fünf Minuten dauern. Ring- und Kampfrichter bewerten die Kämpfe. Ein Wettkampf endet vorzeitig, wenn ein Teilnehmer aufgibt, K.O. geschlagen wurde oder sich disqualifiziert. Vor und nach den Wettbewerben werden die Kämpfer medizinisch untersucht.
Steigende Beliebtheit
Aufgrund des Negativimages wurde die Übertragung von MMA-Wettkämpfen 2010 in Deutschland verboten. Die Bundesärztekammer begrüßte dieses Verbot, da diese Veranstaltungen ihrer Ansicht nach unter anderem ausschließlich auf die Verletzung des Gegners abzielten.1
Die Zuffa LLC als Muttergesellschaft der weltweit größten MMA-Organisation „Ultimate Fighting Championship“ (UFC) legte Beschwerde gegen das Verbot ein und setzte daraufhin eine Unterlassungserklärung durch. 2014 wurde das Verbot für Fernsehübertragungen für rechtswidrig erklärt und vom Verwaltungsgericht München aufgehoben.
In den USA ist MMA beliebter als Boxen. Die Wettkämpfe der UFC werden weltweit von mehr als 100 Millionen Zuschauern verfolgt. In Russland, Großbritannien, Brasilien, Schweden und Deutschland gewinnt der Sport ebenfalls zunehmend Anhänger. Im vergangenen Jahr wurden bereits 17 von 39 UFC-Wettkämpfen außerhalb der USA ausgetragen.
Im Boxen ähnliche Verletzungsrate
Bei den Verletzungen handelt es sich meist um Platzwunden, Prellungen, Nasenbrüche oder Verletzungen der oberen Extremitäten. Die Gefahr von lebensgefährlichen Verletzungen besteht durch Schläge auf den Kopf, die zu Blutungen und Gehirnschäden führen können. Eine Langzeitfolge solcher Schläge kann Demenz sein. 2016 verstarb der portugiesische MMA-Kämpfer João Carvalho, der nach einem technischen K.O. am Gehirn notoperiert werden musste.
Studien zufolge liegt die allgemeine Verletzungsrate bei MMA- und Boxkämpfen ähnlich hoch. Laut Untersuchungen kann es bei MMA zu einer höheren Anzahl an nicht gravierenden Verletzungen kommen als beim Boxen. Verletzungen durch Schläge am Kopf treten bei MMA hingegen etwas seltener auf als im Boxsport.
MMA - Freizeit- oder Profisport?
Zur Einschätzung der Versicherbarkeit der Kampfsportart MMA sollte in jedem Fall berücksichtigt werden, ob es sich um einen professionellen Kämpfer oder einen Freizeitsportler handelt, da bei Trainings- und Fitnessübungen ein deutlich geringeres Verletzungsrisiko als bei Wettkämpfen besteht. Sobald ein MMA-Sportler in den Käfig steigt, erhöht sich das Risiko für schwere Verletzungen, da dort in der Regel mit kompromissloser Härte gekämpft wird. Demnach sollte eine Lebens- und Invaliditätsversicherung für Freizeitsportler zu unterschiedlichen Bedingungen als für Profisportler angeboten werden.
Endnote
- https://www.bundesaerztekammer.de/aerztetag/beschlussprotokolle-ab-1996/113-daet-2010/top-v/sonstiges/unterlassungserklaerung