Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden rund 50 Millionen Menschen weltweit an Epilepsie; jedes Jahr werden schätzungsweise 2,4 Millionen Neudiagnosen gestellt. Die Krankheit hat erhebliche Auswirkungen für die Lebens- und Krankenversicherung, da sie mit reduzierter Produktivität, erhöhtem Bedarf an medizinischer Versorgung und sogar frühzeitigem Tod in Zusammenhang steht.
Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung weisen Epilepsie-Patienten eine zwei- bis dreimal höhere Mortalitätsrate auf.1 Tödliche Verletzungen, Ertrinken, Suizid, plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie (SUDEP) und der sogenannte Status epilepticus (eine Serie kurz aufeinanderfolgender epileptischer Anfälle ohne zwischenzeitliche Erholung) sind mit der Erkrankung assoziiert.2 Für Patienten mit verzögert auftretender symptomatischer Epilepsie und mit neurologischen Defiziten besteht das größte Risiko.3 Epileptiker haben außerdem eine höhere Prävalenz von Komorbiditäten, insbesondere von psychischen Erkrankungen wie Depression und Angststörungen.
Bei dem Stichwort Epilepsie, denken die meisten Leute an starke Krämpfe gefolgt von Bewusstseinsverlust – die sogenannten tonisch-klonischen Anfälle. Dieses überdramatisierte Bild wird durch die Darstellung in Filmen und anderen Medien gefördert. In Wirklichkeit manifestiert sich Epilepsie in den meisten Fällen jedoch in weniger alarmierenden und kurzen Bewusstseinsstörungen, die Absencen genannt werden.
Angst und Missverständnisse in Bezug auf das Krankheitsbild Epilepsie können zu gesellschaftlicher Stigmatisierung führen. Interessengruppen setzen sich deshalb für Aufklärung und den Abbau weitverbreiteter Vorurteile ein. In den USA etwa konnte Patienten, die an Krampfanfällen litten, noch in den 1970er-Jahren der Zutritt zu Restaurants, Theatern und anderen öffentlichen Gebäuden verweigert werden.4
Auch wenn das Ausmaß an Diskriminierung heutzutage wesentlich geringer ist, erfahren manche Betroffene noch immer eine Stigmatisierung, die ihre Probleme verstärkt und sich negativ auf ihr seelisches Wohlbefinden sowie ihre Lebensqualität auswirkt.
Epilepsie ist eine relativ häufige Krankheit, die in unterschiedlichen Schweregraden auftritt. Wichtig zu bedenken ist, dass die meisten Patienten anfallsfrei sind und ihrem täglichen Leben ohne weitere Probleme nachgehen. Selbstverständlich bestehen einige offensichtliche berufliche Einschränkungen. So sind Tätigkeiten, die den Einsatz gefährlicher Maschinen oder Fahrzeuge beinhalten oder Arbeiten in der Höhe mit besonderen Risiken verbunden. Dennoch: Epilepsie ist eine versicherbare Erkrankung. Anträge auf eine Lebens- oder Krankenversicherung sollten deshalb in jedem Einzelfall sorgfältig geprüft werden, denn die Krankheitsursache und der erforderliche Grad an medizinischer Überwachung haben maßgeblichen Einfluss auf die Prognose.
Am 13. Februar 2017 findet der internationale Tag der Epilepsie statt. Ziel ist eine weltweite Aufklärung über die medizinischen und sozialen Aspekte dieser komplexen Erkrankung.
Endnoten
- Lindsten, H, Nyström, L, and Forsgren, L, Mortality risk in an adult cohort with a newly diagnosed unprovoked epileptic seizure: a population-based study, Epilepsia, 2000. 41(11): S. 1469 – 1473.
- Sillanpää, M and Shinnar, S., Long-term mortality in childhood-onset epilepsy, New England Journal of Medicine, 2010. 363(26): S. 2522 – 2529.
- Als Status epilepticus wird eine Serie von Anfällen bezeichnet, die so kurz aufeinanderfolgen, dass der Betroffene zwischen den Anfällen nicht zu Bewusstsein kommt.
- Elger, CE, Underwriting Focus 2/2016, Gen Re Business School: S. 1 – 5.
- Hesdorffer, DC, et al., Is a first acute symptomatic seizure epilepsy? Mortality and risk for recurrent seizure, Epilepsia, 2009. 50(5): S. 11 – 8.